Wie ich (bei Hitze) beim Hella Halbmarathon in die Top 10 lief

Zuerst möchte ich euch kurz aufzeigen, was ich lauftechnisch 1 Woche vorher so gemacht habe:

 

Sonntag: 21 km in Flensburg in 1:19

Montag: 7,65 km Abends

Dienstag:8 km 

Mittwoch: Laufpause (aber 17.700 Schritte) 

Donnerstag:9,5 km Abends

Freitag: 7,1 km Morgens + Abends 4,5 km ungeplant mit Natalie im Anschluss eine Stunde Tennis

Samstag: Laufpause (aber 25.000 Schritte)

 

Ihr könnt an meiner Aktivität sehen, dass ich die Woche nicht unsportlich gewesen bin, jedoch habe ich das Laufen in der 

Woche vor dem Halbmarathon doch sehr heruntergefahren. Ich wollte voll ausgeruht in den Wettkampf gehen und das ist mir 

gelungen.

 

Kurzer Exkurs zum Warm- & Kaltläufer

 

Es kündigte sich die Woche schon an, dass der Sonntag der heißeste Tag des Jahres werden sollte. Man glaubt es zuerst ja nicht wirklich, da die manchmal nicht mal für den nächsten Tag richtig liegen. Aber hier waren sie sich sicher. Natalie hat bis Samstag noch überlegt, aber dann für sie die richtige Entscheidung getroffen, lieber nicht zu starten, da sie die Hitze mehr als andere kaputt macht, was sie zum Glück nach Jahren Lauferfahrung heute definitiv verstanden hat.

Vielleicht ein Tipp auch für euch. Solltet ihr im Winter nach 1-2 Kilometer keine Handschuhe mehr brauchen und euch im Winter eigentlich nie zu kalt sein, dann seid ihr wohl auch so jemand wie Natalie und könnt warme Läufe dafür im Sommer verhältnismäßig schlecht ab. Dann muss man das nur begreifen und solche Läufe weglassen, denn die bringen euch nicht weiter.

Ich bin zwar nicht der Warmläufer, aber Wärme haut mich jetzt nicht unbedingt um, wenn man einige Dinge beachtet. Dazu gleich mehr.

 

Es ging nach meinem Power-Frühstück am Morgen mit der S-Bahn zur Reeperbahn. Dort gingen wir zur Seitenstraße, wo der Elitebus stand, in dem man seine Sachen abgeben und sich kurz vor dem Start umziehen konnte. Diesen Service zu nutzen ist echt sehr vorteilhaft, obwohl ich auch Natalie an meiner Seite hatte. Nach kurzem Einlaufen von 2,5 km und einigen Sprints ging es dann in der Gruppe Richtung Start.

Hier hielten wir uns noch in einer schattigen Seitenstraße auf, ehe es dann kurz vor 10 an die Startlinie ging. Ich machte meinen Kopf, Arme und Beine nochmals nass und versuchte so den Körper etwas abzukühlen. 

 

 

Der Lauf

 

Dann ging es um 10 Uhr pünktlich los. Die schnellsten Frauen machten wieder gleich ein Tempo, als wenn es ein normaler Tag wäre.

Ich ging sehr verhalten an und hatte die Gruppe erst bei 1,5 km eingeholt. Dafür, dass es die ersten Kilometer bergauf geht, waren die Schnitte ok (3:15 und 3:18). Die Gruppe bestand aus 4 Frauen und 2 Männern und mich. Bei ca. 3,5 Kilometer verloren wir schon den ersten Mann.

Ich dachte die wären eigentlich als Pacer dabei, aber dem war wohl nicht so. Als ich bei 4km dann alleine übrig blieb, dachte ich mir ok, dann bist du eben der Pacemaker, dass kannst du doch mit Natalie auch ganz gut. 

Dass es erst beim 5. Kilometer die erste Wasserstelle gab, fand ich nicht richtig. Bis hier sind die hinteren Läufer schon min. 30 Minuten unterwegs und wenn man dann noch die Zeit in der Startaufstellung dazu zählt, ist das für solch einen Tag die falsche Entscheidung. Ab dieser Wasserstelle suchte ich jede Wasserstelle auf, um etwas zu trinken und vor allem meinen Kopf zu übergießen und meine Arme und Beine zu kühlen. Das gelang mir dann auch ganz gut. Die Duschen ließ ich noch rechts liegen, denn meine Schuhe sind für Nässe auf Boden nicht ausgelegt.

Durch St. Pauli vorbei an den Landungsbrücken versuchte ich die Zuschauer aufzufordern uns noch lauter anzufeuern. 

 

Erst am Ende des Baumwalls wurde es mit Zuschauern weniger und man konnte sich wieder aufs Laufen konzentrieren. Hier mussten die ersten Frauen des Spitzenfeldes auch abreißen lassen. Ich hatte kurz vor dem Einlaufen in den Wallringtunnel nur noch die erste Deutsche und spätere Siegerin Melat Yisak Kejeta hinter mir.

Ich zog sie noch bis hinter den Tunnel und merkte schon, dass sie das Tempo nicht mehr halten konnte. Für mich war die erste Hälfte somit schnell vergangen und als ich auf der Gegenbahn auf der Kennedybrücke nur 3 Kenianer und 4 weitere Läufer erblickte, wollte ich es einfach mal versuchen noch einige Plätze gut zu machen. Denn bei solcher Hitze kann immer noch jemand aussteigen und dann ist man plötzlich einen Platz besser.

So musste ich sie alleine laufen lassen und startete meine Aufholjagt. Jede Wasserstelle wurde mitgenommen und das war auch nötig, denn von Wasserstelle zu Wasserstelle trockneten meine Haare/Haut komplett.  

 

Ab hier, und das lag natürlich auch an der jetzt leicht erhöhten Pace, wurde es doch umso härter. Die Belastung war aber noch auszuhalten, aber so nett wie auf den ersten 10 war es nicht mehr. Ich sammelte beim 13. Kilometer wirklich die ersten Läufer ein. Das ist für einen Läufer echt nicht schön, das weiß ich selber, als mich 2017 Jan Simon Hamann dort überholte.

Kurz vor dem 16. Kilometer holte ich den letzten Läufer ein und wurde hier von einer Läuferin angefeuert (erst im Nachhinein wurde mir klar, dass es Laura Hottenrott war). Auf welchem Rang ich lag konnte ich nicht herausfinden, denn auch die Zuschauer die man fragte, wussten es nicht. Vor mir lag jetzt noch Erik Hille, den ich aber nicht mehr sehen konnte. 

 

Die Motivationsspritzen (durch das Überholen) fielen jetzt weg und man musste wieder gegen die Uhr kämpfen. Über die Krugkoppelbrücke war es mit den Schuhen noch mal ungemütlich, denn dort waren schon einige Steine von den Skatern aufgewühlt worden. Zum Glück gab es hier an der Alster entlang auch mal immer Abschnitte im Schatten.

Die Anfeuerungen der Adidas Runners bei Kilometer 18 waren wieder super. Dann ging es auch schon auf den 19 Kilometer zu. Jetzt war es nicht mehr weit zum ultimativen Hot Spot der Strecke bei Kilometer 19,5.

Ab hier waren es noch 1 Meile und die sollte man so schnell wie möglich laufen, um eine 10 EURO Spende auf Strava freizuschalten. Das motivierte wirklich noch einmal stark. Zudem konnte man am Dammtor auch die Läufer auf der anderen Seite sehen. Erik hatte einen guten Vorsprung, aber er selber hatte auch noch einen Kenianer eingesammelt und den wollte ich noch gerne haben. So gab ich nochmal alles, obwohl es auf den letzten Kilometer gut berghoch ging. Es reichte dann nicht ganz für eine bessere Platzierung. Im Ziel stand dann schon Natalie, die froh war, dass ich den Lauf so gut mit solch einer Zeit überstanden hatte.

Meine letzte Meile war übrigens eine 5:17 und hier sind nur Philipp Baar (5:14) und Sebastian Reinwand (5:12) bis jetzt je schneller gelaufen. 

 

 

Fazit:

 

Mit meiner 1:09:42 und Zehnter und zweiter Deutscher mit nur 1 Minute und 27 Sekunden hinter Erik Hille (der als PB immerhin ein 65:33 aus 2018 stehen hat) kann ich sehr gut leben. Natürlich wäre ich gerne auf Anschlag, gelaufen um zu sehen was so gegangen wäre, aber das bei den Bedingungen wäre Selbstmord gewesen.

So habe ich es mit einer guten Platzierung versucht, was mir dann gut gelungen ist.

Es war übrigens meine 5. Teilnahme beim Lauf, worauf ich sehr stolz bin. 

 

Nach dem Lauf habe ich übrigens wieder Low Carb gegessen. Dass das anscheinend nicht schadet, kann man an meinen Leistungen bei meinem Trainingsaufwand in den letzten Monaten sehen. Nur die Tage vor einem Wettkampf esse ich verstärkt Kohlenhydrate.

 

Ausblick:

 

Jetzt wird sich erst einmal erholt und in der Firma gearbeitet, bis ich in 2 Wochen endlich zusammen mit Natalie meinen Urlaub beginnen kann. Hier werden wir uns auf die 10.000m LM vorbereiten. Auch wenn es meiner Meinung nach nicht warm werden wird, liegt der Lauf mit 22 Uhr Abends so gelegen, dass definitiv keine Sonne mehr da sein wird. Eine Woche Davos in der Höhe helfen uns hoffentlich zusätzlich. Mein einziges mal Höhentraining war 2005 in Südafrika und danach, muss ich sagen, bin ich kurze Zeit später in Husum eine Top Zeit gelaufen.

 

Danke an Siegfried Konjack vom Stadtlauf Elmshorn für das Foto!

 

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Danke an meine Sponsoren, die mich im Hintergrund das ganze Jahr so gut es geht unterstützen. Vielen Dank!

 

Danke am Marc Saknus für die Physiotermine.

Danke an Pharma Nord für die Versorgung mit ausreichend und hochwertigen NEM. 

Danke am den Cereal-Club für meine Low-Carb Müsli Kreation.

Danke an Gunnar für das Biogemüse aus Soeth´s BIO-Kiste